Der Verein

Der Ratzeburger Sportverein von 1862 e.V. feierte 1987 seinen 125. Geburtstag. Das ist wohl Grund genug, sich seiner langen und wechselvollen Geschichte einmal rückblickend zu erinnern. Doch die Geschichte eines Geburtstagskindes nachzuzeichnen, das wesentlich älter ist als der Schreiber selber, stößt von vornherein auf verschiedene Hindernisse. So kann man den Jubilar nämlich kaum selber befragen - höchstens zu seiner jüngsten Geschichte. Bei allem, was noch weiter zurückliegt, ist man auf Zeugen dieser Zeit, das heißt, auf ältere Vereinsmitglieder und Sportfunktionäre, auf Urkunden, Fotos, Protokolle und Chroniken angewiesen, die eben, und das liegt in der Natur der Sache, nur mehr oder weniger zufällig vorhanden, oft ungenau oder gar lückenhaft sind. Zudem sind aus bestimmten Jahren so gut wie überhaupt keine brauchbaren Unterlagen vorhanden; sei es, dass man an ihrer Erhaltung kein Interesse gehabt zu haben schien oder dass man schlicht unbedacht mit diesen doch wertvollen Zeugnissen ihrer Zeit umgegangen ist. Ich denke bei diesem Problem z. B. an die Kriegsjahre oder an den Abriss der alten Sportplatz-Baracke vor dem Neubau des Jugend- und Sportheims.

 

Wie dem auch sei, ein Chronist, der sich um die Vereinsgeschichte des RSV bemüht, weiß um diese Schwierigkeiten und wird dennoch versuchen, auf den folgenden Seiten einmal nachzuvollziehen, dass es in Ratzeburg schon immer sportbegeisterte Menschen gab, und das mindestens schon seit 125 Jahren!

1956 bis 1987 (125.jähriges Jubiläum)

1956 Der Sportplatz an der Mechower Straße mit den Tribünen wurde feierlich eingeweiht.


1957 Eine Baracke wurde daneben aufgestellt mit Umkleide-, Dusch- und Nebenräumen.


1958 Einweihung des Sportheimes nach vorheriger Instandsetzung durch die Sparten.Wer nicht mithalf, z. B. beim Reinigen, musste zahlen oder wurde in sportlicher Hinsicht gesperrt.


1959 Eine Lichtanlage (Flutlicht) wurde installiert.


1960 Die Baracke erhielt erst jetzt eine Heizung, Ölöfen natürlich.


1961 Mangel an Hallenstunden (die Below-Halle des BGS stand zeitweise nicht zur Verfügung), Erhöhung der Hallenmieten, großer Mangel anTrainern, Betreuern oder Wandersportlehrern als Ersatz, das alles führte zur Anhebung des Mitgliedsbeitrages einerseits sowie zur teilweisen Einschränkung des
Übungsbetriebes andererseits, z. B. beim Kinderturnen.


1962 Der RSV wurde 100 Jahre alt. Zusammen mit der Stadt, die gleichzeitig ihre 900-Jahr-Feier beging; mit Festschrift, Kommers und unterhaltsamem Programmteil wurde dieser Anlass würdig ausgestaltet.


1963 Die große Zündholz-Baustein-Aktion lief an, jedoch nur mit geringem Erfolg.(Damals sollte unter Sportlern eine sehr große Menge an Zündholz-Briefchen
vertrieben werden, sodass dann der Verein in den Genuss eines höheren Gewinns von seiten des Herstellers dieser Zündhölzer gekommen wäre.)
Die Mitgliederzahl war trotz Gründung einer Eislaufsparte erstmalig stark rückläufig, sodass im Vorstand über die Einrichtung von Tanz-, Skat- und Kegelabenden zur Intensivierung des Vereinslebens nachgedacht wurde.


1964 Die Geschäftsstelle des Vereins zog ins Sportheim um. Ein Telefonanschluss sollte folgen. Für eine Schreibkraft war ein Stundenlohn von 2,- bis 2,50 DM vorgesehen.


1965 Die Mitgliederbeiträge wurden erstmals im Einzugsverfahren abgebucht, was sich jedoch in der Durchführbarkeit als außerordentlich schwierig erwies: Die
Außenstände stiegen nämlich beträchtlich!


1966 Der langjährige 1. Vorsitzende, Emil Kähler, schied aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand aus. Er erhielt wegen seiner außergewöhnlichen Verdienste um den RSV den Ehrenvorsitz angetragen.


1967 Der Platz an der Mechower Straße wurde um eine Kleinfeldanlage erweitert. Die Folge davon: Die Zuschauerzahlen stiegen, damit zusammenhängend leider aber auch die Klagen über undisziplinierte Sportkameraden unter den Zuschauern.


1968 Mitglieder-Rekord beim RSV: 703!
Die Ski-Sparte wurde gegründet, ebenso eine Judo-Sparte.


1969 Gründung des Jugendspielmannszuges im RSV; der Verein hatte bereits 798 Mitglieder.


1970 Zum ersten Mal tauchte die Idee zum Neubau eines massiven Sportheimes auf, anstelle der Baracke. Der Volkslauf wurde erstmalig unter der Regie des RSV durchgeführt. Und der Spielmannszug trat in der Öffentlichkeit auf.


1971 13 Fachsparten bzw. Abteilungen gab es bereits im RSV: Volleyball, Versehrtensport, Turnen, Tischtennis, Jugendspielmannszug, Skilauf, Rollkunstlauf, Leichtathletik, Kegeln, Judo, Handball, Fußball und Volkslauf.
Ulrich Bojert wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.


1972 Der Jahrestat des Vereins belief sich bereits auf ca. 50.000,- DM. Die Rollkunstlaufsparte löste sich leider auf; Judo verselbstständigte sich. Heinz Hoefner wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.


1973 Im Zusammenhang mit dem Bau der Schwimmhalle am Küchensee wurde die Wiedergründung einer Schwimmsparte erwogen. Das erste "Insel-Turnier" (Tischtennis) wurde veranstaltet.


1974 965 Mitglieder waren im RSV, dem schon seit längerer Zeit größten Verein in Ratzeburg. Ernst-A. Lücke wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.


1975 Das Jugend- und Sportheim in der Riemannstraße wurde errichtet.


1976 Der RSV hatte bereits 1100 Mitglieder. Ein VW-Bus für Jugendfahrten wurde beschafft. E. A. Jobmann wurde zum 1. Vereinsvorsitzenden gewählt.


1977 Der vielen Sportkameraden unvergessene Ernst Panknin verstarb im November. Er war Wiederbegründer des RSV nach dem letzten Krieg, Initiator des Ratzeburger Volkslaufes und einer der letzten großen Sportidealisten.Erstmals wurde ein RSV-Dankfest für die vielen ehrenamtlichen Helfer veranstaltet. Übrigens konnte inzwischen das 1500. Vereinsmitglied begrüßt
werden.


1978 Der Riemann-Platz, so wurde von seiten des Vereins festgestellt, bedürfe umfangreicher Sanierungsarbeiten.


1979 Die Planung für die neue Riemannhalle lief an. Folgende Großveranstaltungen wurden vom RSV u. a. durchgeführt:
- Frühlingsschwimmen
- 12. internationaler Ostervolkslauf
- 5. internationales Fußball- Jugendturnier
- 7. internationales Tischtennis - Inselturnier
- Volkswandern
- Großturnier der Handball-Abteilung


1980 Die Mitgliederzahl pendelt sich bei 1700 ein, davon zwei Drittel Jugendliche, die in 14 Abteilungen Sport treiben.


1981 Der langjährige 1. Vorsitzende und spätere Ehrenvorsitzende Emil Kähler starb am 24. August 1981.
Auch am Fuchswald bei der Lauenburgischen Gelehrtenschule entstand - wie an der Riemannstraße - eine moderne Dreifelder-Großsporthalle.


1982 RSV-Sportler errangen in verschiedenen Abteilungen und Disziplinen insgesamt 133 Kreismeisterschaften (darunter 17 Mannschaftsmeisterschaften), etliche Bezirksmeisterschaften und sogar 22 Landesmeisterschaften.
Die Riemann-Halle wurde fertiggestellt, jedoch blieb am gegenüberliegenden Riemann-Platz noch vieles im argen. Auch kündigte sich zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit eine finanziell schwierigere Zukunft für den Verein an wegen der angespannten Kassenlage der öffentlichen Haushalte.


1983 Zwei neue Abteilungen entstanden: Basketball und Badminton.
Der Vereinshaushalt näherte sich der 200.000,- DM-Grenze. Die
Mitgliederbeiträge konnten durch eine solide Kassenführung noch stabil gehalten werden, obwohl z. B. die Höhe der Spenden stark zurückging und auch die Zuschüsse teilweise stagnierten.
Erstmalig wurde der Emil-Kähler-Gedächtnispreis vergeben (Ulf Reinhold).


Dies waren die mitgliederstärksten Abteilungen im RSV:
1. Turnen/Gymnastik: 409 Mitglieder
2. Fußball: 346 Mitglieder
3. Tischtennis: 246 Mitglieder
4. Handball: 175 Mitglieder
5. Leichtathletik: 139 Mitglieder
6. Schwimmen: 114 Mitglieder
Diese Zahlen bezogen sich auf einen Gesamt-Mitgliederbestand von 1787. Nach wie vor waren zwei Drittel der Mitglieder Jugendliche, von denen besonders die Gruppe der 6-14jährigen Kinder und Jugendlichen stark vertreten war, gefolgt von den 15-18jährigen Jugendlichen.


1984 Der RSV hatte 2000 Mitglieder. Eine Sportschau wurde in der Riemann-Halle veranstaltet, die einen Querschnitt durch viele Abteilungen des Vereins zeigte und zu einem großen Erfolg wurde. Die Kehrseite dieses Erfolges: die Suche nach ehrenamtlichen Helfern und Übungsleitern.


1985 Triathlon und Sport für Koronargeschädigte wurden die jüngsten Abteilungen. Zusammen mit der Kreissparkasse und der Landesbausparkasse wurde am Küchensee ein großes Spielfest veranstaltet.Mehr als jemals zuvor fehlte dem Verein mindestens ein weiterer Raum im Jugend-und Sportheim in der Riemannstraße. Der Raum "Ribe" war für den inzwischen 35köpfigen Gesamtvorstand längst schon viel zu klein geworden.
Eine besonders schöne Anerkennung für den in unserem Verein betriebenen Sport erhielt der RSV durch den Kultusminister des Landes Schleswig-Holstein überreicht: die Sportplakette des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.


1986 Vereinsinterne Vorbereitungen für das 125jährige Jubiläum begannen mit der Konstituierung eines Festausschusses und der Programmplanung. Gleichzeitig begannen zwei Probleme immer heftiger zu drücken: Finanzielle Engpässe verlangten nach einer Erhöhung der Mitgliederbeiträge in nächster Zukunft, und die ungelöste Raumfrage rückte immer mehr in den Vordergrund
von Beratungen und Verhandlungen.


1987 Das Jubiläumsjahr ist da! Der Ratzeburger Sportverein von 1862 e.V. feiert sein 125jähriges Bestehen. Parallel zum Jubiläum der Stadt Ratzeburg (925 Jahre) kann der größte Verein dieser Stadt auf eine lange, wechselvolle Geschichte
voller Höhen mit Stolz und auch mancher Tiefen zurückblicken.
Besonders attraktive Großveranstaltungen, organisiert von verschiedenen Abteilungen, sowie als Höhepunkt eine sommerliche Festwoche verleihen
diesem Ereignis einen würdigen Rahmen.

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